Narzissmus im Management

Vor- und Nachteile / Segen und Fluch des Narzissmus im Management

„Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist“ Songtext Falco 

Es sind schon besondere Herausforderungen vor denen Unternehmen heute stehen. Kommt dann auch noch Narzissmus in der Führungsebene hinzu macht dies ein Miteinander zum Erreichen des Unternehmenszieles nicht eben leichter. 

Bitte schauen Sie sich auch meine anderen Beiträge zu diesem Thema an:  Einführung zum Thema Narzissmus,  Narzissmus und Mediation und Regeln im Umgang mit Narzissten),

Narzissmus ist in unserer Gesellschaft so verbreitet, dass man auch im Rahmen der Mediation nicht um dieses Thema herumkommt. 

Wichtig ist jedoch, dass man zwischen einem Alltagsnarzissmus und einem pathologischen Narzissmus unterscheiden muss:


– Der Alltagsnarzissmus ist sogar wichtig um ein Unternehmen in unseren heutigen sich permanent verändernden Zeiten sicher zu führen.

Der heutige Manager sieht sich von überallher Angriffen ausgesetzt. Da sind die Interessen der Aktionäre, der Kunden, der Mitarbeiter und der Beiräte. Dies alles unter einen Hut zu bringen gleicht einem Minenlauf und der Druck auf dem Manager ist kaum mehr auszuhalten.

Der narzisstische Manager und sein eigenen Ziele

Manager mit starken narzisstischen Persönlichkeitsanteilen (nicht unbedingt pathologischen Persönlichkeitsanteilen)  streben massiv nach Macht, Einfluss, Anerkennung und Status.

Der Ursprung dieses Strebens liegt in ihrer Kindheit: Es ist die innere Leere und die vielen Verletzungen welche Sie Zeit ihres Lebens geradezu manisch antreiben endlich die Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen, welche sie als Kind so dringend benötigt hätten. 

Nun haben Sie in dem Unternehmen die Möglichkeit, sozusagen wie auf einer kleinen Bühne, diesen so schmerzlich vermissten Status zu erlangen. Als Erwachsener ist ihnen aber immer die Relevanz des Verlustes bewusst da ihnen das Urvertrauen in das Leben und ihren eigenen Wertes fehlt.

Für und Wider vom Narzissmus im Management

Klare Vorteile für das Unternehmen sind die übersteigerten Eigenschaften des Narzissten: Fokussierung auf das Ziel und den unbändigen Trieb hin zum Erfolg gepaart mit einer sehr hohen Belastbarkeit.

Die Nachteile sind genauso klar erkennbar:
Narzisstische Manager umgeben sich bevorzugt mit Jasagern, Bewunderern und gewitzten Manipulatoren. 
Für sich selbst verschafft er sich nun eine Bestätigung seines Selbstbildes, untergräbt jedoch zugleich seine realistische Selbstwahrnehmung. Für das Unternehmen bedeutet dies jedoch eine Blockade in der Umsetzung des Firmenzieles, wo Teamgeist weitaus effektiver wäre. 
Narzissmus ist gut zum anfänglichen motivieren. Zum dauerhaften Zielerreichen benötigt man das Team.

Ein weiterer Nachteil:  Die extrem hohe Risikobereitschaft, das Selbstüberschätzen und das Nichteingestehen von Fehlern. In der Realität beobachtet man häufig, dass solche Personen lange ihre Fehler aussitzen können, die geschädigten Unternehmen sich dann von diesen – oft verbunden mit hohen Abfindungen – trennen müssen. Aber nur kurze Zeit später tauchen diese Personen in anderen Unternehmen wieder auf und beginnen dasselbe Spiel von vorne. 

Die Konsequenzen für die Mitarbeiter

Narzissmus im Management beinhaltet für die Mitarbeiter katastrophale Folgen.
Ein Narzisst dient nicht dem Unternehmen, sonder nutzt dieses nur als Bühne um seine eigenen Ziele und Wünsche zu befriedigen.  
Empathie und Anteilnahme für ihre Mitarbeiter ist für die fremd. Sie haben diese Fähigkeit, setzen diese jedoch nur ein wenn es ihrem persönlichen Zweck dient.

Da der Mitarbeiter / Kollege lediglich ein Teil des eigenen idealisierten Selbstbildes darstellt , darf dieser keinen Eigenwillen / Widerstand entwickeln. Er wird permanent unter Kontrolle gehalten, damit er auch wirklich mit allen Fasern seines Vermögens der eigenen Größenvorstellung entspricht

All das hat einen fatalen und hemmenden Einfluss auf das gesamte Unternehmen.
Verhaltensweisen wie Mobbing, Bossing und Stalking werden geradezu eingeladen sich einzunisten im Unternehmen. 
Betriebsräte sind hier oft handlungsunfähig.

Die Tragik einer narzisstischen Karriere

Das wirklich Tragische an der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist u.a. die eigene Sichtweise auf die „Störung“:

Für den Narzissten selbst – ist dies ja keine Störung, sondern Teil seines Lebenssystems. Darum kann er diese aus eigenem Willen heraus praktisch nicht beeinflussen. 

Erst ein totales Scheitern, oder das Erfahren der eigenen Grenze kann solche Menschen stoppen. Leider ist dies häufig gepaart mit massiven Nebenwirkungen wie Angstneurosen, Panik und Wahnvorstellungen. Oft versucht der Narzisst dieses Scheitern noch zu kompensieren durch exzessiven Sport oder die Flucht in Drogen. Scheitert er auch mit diesen Mitteln ist der Suizid / der Selbstmord bei solchen Menschen häufig zu beobachten.

Zusammenfassung: Aufsichtsräten und Aktionäre haben eine hohe Verantwortung wenn sie wichtige Managementpositionen besetzen.
Die fachlichen Kompetenzen sind essentiell, ohne Frage.
Gerade aber in diesen Positionen muss ein anderer Reifegrad mit berücksichtigt werden: Die emotionelle Intelligenz.
Konflikte sind in dieser Position an der Tagesordnung (wie an anderer Stelle beschrieben befasst sich ein Topmanager ca. 42% seiner Tätigkeit mit Konflikten – darum muss ein effektives Konfliktmanagement vorhanden sein. 

Aufsichtsräte alleine reichen aber nicht: Ein direktes und regelmäßiges Coaching / Supervision sollte Teil des Arbeitsvertrages sein.
Ein wichtiger Aspekt kommt der Kommunikation zwischen Aufsichtsräten und den Vertretern der Belegschaft zu. Hier wird eher Klartext über das Unternehmen gesprochen als auf den jährlichen Vorstandssitzungen. Diese Zahlen sind häufig – so zeigt es die Realität „im Sinne des Vorstandes positiv verändert“.
Hier können dann viel schneller Schieflagen des Unternehmens angesprochen und gegengesteuert werden.