Mangel an gutem Personal ist bereits heute die große Herausforderung vieler Unternehmen – und dabei hat der demografische Wandel noch nicht einmal voll auf dem Arbeitsmarkt eingeschlagen.
Die Generation nach dem Krieg – die sogenannten Babyboomer – geht immer mehr in Rente, andererseits jedoch deutlich weniger junge Arbeitgeber nach. Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass bis zum Jahr 2035 ca. sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen werden, falls sich nichts wirklich dramatisches ändern sollte.
Um diesem gefährlichen Trend gegenzusteuern, brauchen wir mehr Zuwanderung, flexiblere Arbeitsmodelle, Um- und Weiterbildungsangebote und – mein Thema an Sie – ein Umdenken im Management.
Wer nach den nun über zwei Jahren Corona-Pandemie mal wieder angenehm essen und trinken will, steht neuerdings vor einem Problem. Obwohl man anruft, sind alle Tische für Samstag schon reserviert. Auch in der Kneipe in der Nähe mit dem kleinem Biergarten macht man schon recht früh zu, weil der Wirt bereits seit Mittag alles allein managen muss. Im Restaurant müssen die Gäste länger auf Essen und Getränke warten. Und das alles aus einem einfachen Grund: Es fehlt am Personal.
Laut einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Oktober 2021 finden über 75 Prozent aller Gastronomie-Betriebe zu wenige Mitarbeiter.
Dies war zwar bereits vor Corona ein Problem, hat sich seit Beginn der Krise jedoch deutlich zugespitzt hat. Viele Köche und auch die Service-Kräfte haben sich während der monatelangen Schließungen neu orientiert und stehen nun nicht mehr zur Verfügung.
Die Folge davon? Hotels, Bars und Restaurants haben ein geringeres Angebot, zusätzliche Ruhetage, weniger Sitzplätze und oft deutlich gekürzte Öffnungszeiten.
Nicht nur die Gastronomie hat das Problem des Personalmangels. Noch nie habe es allgemein einen so großen Bedarf an Arbeitskräften gegeben, so ein Geschäftsführer einer Jobvermittlungsplattform.
Immer mehr Firmen können nicht expandieren, weil sie einfach kein Personal finden. Und damit sind nicht nur die spezialisierten Fachkräfte gemeint.
Es gibt auch deutlich zu wenig der Blue-Collar-Worker, also Bauarbeiter (genannt nach dem „Blaumann“, Produktionsmitarbeiter oder auch LKW-Fahrer. Dabei ist die Bezahlung in diesen Berufsbildern nicht schlecht.
Alle Branchen sind hiervon betroffen. Es gibt praktisch keinen Wirtschaftszweig, der vom Fachkräftemangel ausgenommen ist.
In der IT fehlen laut dem Branchenverband Bitkom im Jahr 2020 rund 96.000 Fachkräfte. Tausende Intensivbetten konnten während der Pandemie nicht belegt werden, weil es keine ausgebildeten Pfleger für diesen Bereich gab. In der Logistik sprechen über die Hälfte aller Unternehmen aus dem Landverkehrs-Sektor über Personalmangel.
Solch eine Liste lässt sich leider unendlich fortsetzen denn in vielen Branchen haben wir bereits heute einen Kandidatenmarkt, obwohl der demografische Wandel noch nicht einmal voll eingeschlagen hat. Die am Anfang angesprochene Generation der Babyboomer geht nach und nach in Rente. Gleichzeitig kommen einfach nicht genug junge Arbeitskräfte nach. Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass bis 2035 ca. sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen werden, sollte sich nichts wirklich dramatisches ändern. Dies wirkt sich logischerweise massiv auf die Wettbewerbsfähigkeit und den Unternehmenserfolg aus.
Ein Beispiel aus der Praxis: Seit zwei Jahren gibt es bei Fachinformatikern die neue Fachrichtung Daten und Prozessanalyse. Das ist eigentlich genau das, was die Unternehmen aktuell bräuchten. Aber die Betriebe nehmen das nicht an. Anstatt diese neue Fachrichtung einzuführen, hält man lieber am bisherigen Angebot fest.
Der Personalmangel ist die große Herausforderungen der heutigen Zeit. Wie können wir diesem Trend im eigenen Unternehmen entgegenwirken?
Zuerst sollte die Personalplanung eine strategische Aufgabe des Managements werden! Sowohl Rekrutierung, aber auch das Mitarbeitermanagement und auch die Unternehmenskultur müssen von oben nach unten – von der Geschäftsführung aus getrieben. Solch wichtige Themen dürfen nicht einfach nur der Personalabteilung überlassen werden.
Das ist das Fundament für alle weiteren Prozesse im Unternehmen.
Dieser einfache Schritt ist aus einem Grund sehr wichtig: die Geschäftsführung hat eine deutlich größere Entscheidungsmacht als z.B. ein Chef im Bereich Human Resources, der im C-Level in den meisten Unternehmen nicht vertreten ist.
Personalthemen sollten immer auf höchster Ebene besprochen und gefördert werden. Personal ist genauso „business-critical wie alle anderen Themen. Hier gehe es um eine symbolische und praktische Aufwertung um sowohl in Budget-, aber auch in Strategie- und Zukunftsfragen stärker Einfluss nehmen zu können.
Um diesem Mangel an Fachkräften entgegenzusteuern, müssten Unternehmen integrativer werden. Ein sehr großes Potenzial liegt hier in der Rekrutierung von Menschen aus dem Ausland. Es geht nicht ohne Zuwanderung! Nur dadurch können Unternehmen und auch die Wirtschaft insgesamt langfristig am Laufen gehalten werden.
Sehr wichtig ist hierbei das Thema von Home-Office / dem „Remote Working“.
Dies ist das Mittel der Wahl, damit Mitarbeiter aus dem Ausland auch für das eigene Unternehmen arbeiten können, ohne dass sie dafür zeit- und ressourcenaufwendig den Ort wechseln müssen.
Aber nicht nur Menschen aus dem Ausland sind hiervon angesprochen … Auch Angestellte im eigenen Land können dadurch einfacher und schneller gewonnen werden, wenn sie ortsunabhängig arbeiten können. Familie, Freunde, Hobbys oder auch das geliebte Eigenheim werden oft nur ungern zurückgelassen.
War man früher wie selbstverständlich dazu bereit, für den Job umzuziehen, so sind dies heute nur noch sehr wenige – laut einer Online-Umfrage nur zehn Prozent – ein klarer Trend.
Diese Veränderung dürfen Unternehmen nicht verschlafen. Vielmehr sollten sie es sowohl neuen als auch bestehenden Mitarbeitern ermöglichen, von überall aus zu arbeiten. Und leider sträuben sich hiervor noch viel zu viele Arbeitgeber weil sie einfach Angst davor haben, die Kontrolle zu verlieren.
Lassen Sie uns noch über eine weitere Personalressource sprechen, die ebenfalls besser auf dem aktuellen Arbeitsmarkt integriert werden könnte: Ich spreche von den etwa rund 177.000 Menschen mit Schwerbehinderung, die oft – gerade aufgrund Ihrer Behinderung – überdurchschnittlich qualifiziert sind und sehr gerne arbeiten würden.
Aber auch Frauen und Rentner sind eine Gruppe die für sich betrachtet (ohne bei den Frauen ins Gendern abzugleiten) sehr große Beschäftigungspotenziale bieten.
Frauen leisten den größten Teil im Bereich Care-Arbeiten und sind in höchstem Maße flexibel da ihre Bereitschaft zur Teilzeit höher ist als bei den meisten Männern.
Aber auch Rentner leisten auf dem Arbeitsmarkt einen wichtigen Beitrag.
Dafür müssen wir jedoch umdenken und flexiblere Modelle anbieten.
Denn mit 65 Jahren möchte niemand noch Vollzeit arbeiten. Zehn Stunden oder mehr in der Woche sind aber auf alle Fälle eine Option. Und die Erfahrung, Zuverlässigkeit und auch Disziplin, welche diese älteren Mitarbeiter mitbringen, ist ein gutes Vorbild in der Firmenkultur.
Die Weiterbildung des bestehenden Personalstammes ist nicht nur Möglichkeit oder eine Notwendigkeit – nein, es ist die (!) Lösung für künftige Engpässe im Mitarbeiterstamm.
Unsere Berufsbilder unterliegen einem immer stärker werdenden Wandel. Der klassische Mechatroniker arbeitet bei weitem nicht mehr mit einem Schraubenschlüssel am Auto… Vielmehr ist es nun der Laptop mit dem er am Fahrzeug „werkelt“.
Der vor 1 bis 3 Jahrzehnten erworbene Berufsabschluss – der früher ein Garant für ein langes Berufsleben war – ist heute nur noch ein Lebensabschnitts-Zeugnis. Vieles hat sich seitdem verändert – ganz besonders das Anforderungsbild an die Berufe. Um dem wirksam zu begegnen benötigen wir zwei Dinge im Unternehmen:
Wir sprechen hier immer von einer grundlegenden Haltung, die jeder einzelne mit in seine Arbeit bringen muss… Nichts bleibt mehr so wie es ist. Unsere Zeiten ändern sich immer schneller. Eine Konstante in alledem bleibt jedoch: die eigene Beschäftigungsfähigkeit!
Hierdurch verändert sich auch die Erwartungshaltung künftiger Bewerber.
Diese suchen sich Unternehmen danach aus, wie diese ihre Arbeitnehmer unterstützen – um also bei unserem Thema zu bleiben – wie sie die Beschäftigungsfähigkeit des Arbeitnehmers erhalten.
Ein Arbeitnehmer kann es sich einfach nicht leisten, wie eine Frucht ausgepresst zu werden.
Wer die Wahl hat, wird sich logischerweise eher für den Arbeitgeber entscheiden, der einem die Möglichkeit gibt, sich z.B. fortdauernd um- und weiterzubilden.
Und seien wir realistisch: viele haben heute genau diese Wahl.
Die Folge davon ist, dass Arbeitnehmer immer beweglicher sein müssen. Der zentrale Faktor hierbei ist, die Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens zu kennen. Sind diese erst einmal erkannt, dann können sowohl Arbeitgeber als auch Mitarbeiter an diesen weiter arbeiten.
In Zukunft wird es immer wichtiger werden langwierige Bewerbungsprozesse zu vereinfachen.
Das alte Prozedere mit Anschreiben … einem Assessment-Center und dem Probearbeiten – dies alles ist sowas von 20. Jahrhundert…
Was aber ist die Lösung?
Ein neuer Weg sind z.B. die Teilnahme an Messen und hauseigenen Interview Days? In diesen fokussierten Aktionstagen führt das Unternehmen dann virtuelle Vorstellungsgespräche mit den Kandidaten für alle aktuell ausgeschriebene Stellen – das alles ohne vorher einen Lebenslauf oder eine Bewerbung geprüft zu haben.
Die Vorteile sind für beiden Seiten recht offensichtlich:
Ein Bewerber muss nicht mehr quer durch das Land – eventuell aus dem Ausland – fahren und umfangreiche Unterlagen erstellen.
Das Unternehmen ist deutlich schneller und auch näher an seinen Wunsch-Kandidaten.
Wir können es drehen und wenden wie wir wollen … aber der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft. Fach- und alle sonstigen Arbeitskräfte werden immer mehr zu einer knappen Ware.
Wir ernten heute, was wir in den vergangenen Jahrzehnten falsch gesät, zu viel ausgesessen und auch verschlafen haben.
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